Reisebericht Skjern Au
Anbei ein kleiner, unspektakulärer Bericht über unsere Skjern-Fischerei vom 03. bis 10. Mai 2008

Gegen Weihnachten erinnert man sich ja ganz gerne mal. So kam es dann auch, dass ich, während ich gedanklich meine fischereilichen Aktivitäten des neuen Jahres plante, nach dreijähriger Funkstille wieder bei meinem Freund Ernst anrief, welchen ich zuerst vor
fünf Jahren an der Wiesent beim „Robert“
kennengelernt hatte.
Da wir beide leidenschaftlich gerne auf Lachs fischen und auch gut miteinander konnten, entschieden wir uns spontan für eine „Lachs-Auftakt-Session-2008“.
Da nah und günstig viel die Wahl erstmalig auf die bekannte Skjern Au, genauer die Strecke um Boris.
Sämtliche verfügbaren Fangergebnisse wurden ausgewertet. Zusätzlich spielte man diverse Szenarien durch, mit welchen ausgefeilten Taktiken man den noch unabsehbaren Bedingungen vor Ort begegnen
würde.

Natürlich musste zusätzliches Gerät angeschafft werden, um den schwierigen Bedingen optimal und
ausgewogen begegnen zu können. Schnüre wurden gekauft, vermessen, gewogen, geschnitten, verschlauft; jeder der 190 Meter 45 lbs. Backing wurde sorgfältig auf
Unebenheiten kontrolliert, Vorfächer für jegliche Situationen vorgebunden.
Fliegen wurden gebunden. Wadingtons, Tubes, Einzelhaken, Drillinge, Doppelhaken, leichte, schwere, neutrale,
auffällige, dunkle, silberne, goldene, schwarze, kleine, große,… Yellow Dollies, Muddler, Allies, … Am Ende an die 200!

Taktiken wurden geschmiedet…
Die Vorfreude wuchs ins Unermessliche...
In meinen Tagträumen drillte ich vielfach gewaltige Mulit-Seewinter-Lachse der schwersten Kategorie in tiefen Außenkurven kurz vor dem Run. Telefonate wurden geführt (vielen Dank an Gnilftz und Stui für kompetente Tips und Beratung und erste Ernüchterung was die Skjern angeht…) und
dann… …dann war es endlich soweit: Die Buchung wurde getätigt und die letzten Rechnungen bezahlt.

Anreise:
Zwei Tage brauchte ich für’s packen. Am nächsten Morgen sollte es endlich, endlich losgehen… Eine hektische traumvolle Nacht; riesige Lachse und Meerforellen schleppten wir aus den Rauschen und Runs, entlang der steinigen Ufer… lasst es endlich beginnen“
.

Mit schweren Taschen, riesigen Rucksäcken und Transportrohren schleppte ich mich via Zug nach Köln, von wo unsere gemeinsame Reise starten sollte. Ankunft am Bahnhof, großes Wiedersehen, Händeschütteln, Umarmungen, ein „wissendes kennendes Nicken“. Wir waren uns einig: es wird ein schönes und vor allem „fängiges“ Wiedersehen.Über Nacht noch fuhren wir nach Dänemark; es war kaum auszuhalten. Während der Fahrt erklärten wir uns unsere gegenseitigen Verfahren um letztendlich an den Lachs zu kommen.
Es war keine Hoffnung; es war Wissen!
Im Morgengrauen erhielten wir unseren ersten Blick auf die Skjern Au.

Ein wenig Ernücherung machte sich breit. Genau so sah sie auf den Bildern aus. Trotzdem passten sie nicht exakt zu dem Bild in meinem Kopfe…
Es fehlten die erwarteten Runs und Riffels, keine erkennbaren markanten Pools. Nur eine relativ konstant
dahinplätschernde leicht trübe Brühe in einem meist ebenen Flussbett. Wind direkt auf die Wurfhand. Flaches Land, hier und da ein Busch, oben ein Wald.

Es war übrigens verdammt heiß. 20-30 Meter Schnur abziehen, auswerfen, ablegen, menden; es dauerte einige Zeit, bis wir richtig fischig waren. Die Würfe klappten dann aber ungewohnt gut. Alles war in der Reihe. Wir fischten und fischten. Ich
bald mit Schwimmschnur und kleinen schwarzen Fliegen auf 14 Doppelhaken. Unter ähnlichen Bedingungen wäre ich in Norwegen oder Schottland oder Irland unterwegs gewesen. Ich glaubte nicht wirklich, dass bei solchen sommerlichen Bedingungen tief gefischt werden müsste und vertraute auf Hugh
Falkus und seine bewährten Theorien. Ernst blieb bei den gängigen Methoden und fischte weiter tief. Zumindest war es ein schöner sonniger Tag. Der Abend war umwerfend. Am nächsten Tag waren wir schon früh am Wasser. Wir fischten ca. 1 Stunde, da rief Ernst von weitem „Fish on“. Ich lies alles stehen und liegen und rannte. Als ich bei Ernst ankam, kam ich gerade rechtzeitig, um seine schöne Regenbogenforelle zu landen, welche seine Green Highlander tief genommen hatte. Unerwartet, aber willkommen. Wir ließen Sie uns abends schmecken. Einheimische
erwähnten, dass Regenbogen nur seltener Beifang sind. So vergingen die weiteren Tage relativ unspektakulär. Das Wasser sank immer mehr, es wurde immer wärmer. Wir fischten vermehrt morgens und abends. Ich entschied mich aufgrund der insgesamt unspektakulären Optik der Skjern dann auch dafür, dass ich meine Lachse in der Vorgod Au fangen wollte und fischte die letzten 4 Tage nur noch an dieser. Aber auch hier legte ich immer häufiger mein Getackle ans Ufer und besah mir lieber die Landschaft und die doch sehr schöne kleine Au. Viele Insektenschlüpfe waren auszumachen, doch kaum ein Ring war zu sehen und wenn,
waren es oftmals nur kleine Hasel. Auch Versuche mit Nymphen und Nassfliegen waren wenig aussichtsreich. Ernst fing auf diese Weise immerhin 1 Hasel und 2 Äschen. Ich fing in der Vorgod Au insgesamt 1 Regenbogen und 3 kleine Äschen. Alle Fische nahmen eine kleine schwarze Doppelhakenfliege. Bei den nur kleinen Äschen hatte ich doch ein schlechtes Gewissen deshalb.
Wir sahen keinen Lachs; weder am Ufer, noch im Wasser. Gar nichts. Keine Meerforelle, keine Bachforelle. Nichts.
Ein Ausflug zum Ringköbing-Fjord machte eine Menge spaß. Schön ist es dort. Dort möchte ich gerne mit meiner
Freundin in den Dünen liegen. Wir sahen Heringsfischer am Ufer. Wie diese Menschen mit den Heringen und
Hornhechten stellenweise umgingen, war dann doch zuviel für uns. So hatten wir auch keine Lust, uns zwischen die
Menschenmassen zu stellen und unser Glück zu versuchen, wenn doch schon kein Lachs in Aussicht war…
Am siebten und letzten Tag hatten wir schlicht beide keine große Lust mehr. Die Skjern hatte Ihren Reiz verloren. Es schien uns zu warm und das Wasser zu niedrig. Auch Berichte anderer trugen kaum zur Motivation bei.
Lediglich die Vorgod hatte mich in Ihrem Bann. Hierher komme ich zurück. Dort einen Lachs zu fangen, wäre ungleich spannender
und sicher schwieriger. Irgendwann…
Wir packten einen Tag früher ein, fuhren letztmalig zu Korsholm und entschieden uns dafür, einen Abstecher nach Als an die Küste zu machen, wo ich letztes Jahr mit Tangathotty eine schöne Fischerei hatte. Er hatte damals drei kleine Mefos gefangen, ich
hatte zumindest meinen Spaß…
Und so war es auch dieses mal. Fantastische Bilder waren der Lohn. Ein Sonnenuntergang, welcher nur am Meer zu sehen ist. Super. Ein Leben war im Wasser, unglaublich. Schwärme von kleinen Fischen, Stichlinge und Sandaalen, Krebse, Garnelchen.
Ernst fing seine, wenn auch nicht besonders große, erste Meerforelle im Meer und war von der Fischerei recht angetan.
Ich hoffe, er hält daran fest und wir fahren im Herbst noch einmal gemeinsam ans Meer. Die Heimfahrt hat noch einmal
geschlaucht, aber letztendlich war der Urlaub schnell vorbei. Insgesamt war es eine schöne Woche, wenn auch leider ohne Lachserfolg.
Aber so ist Lachsfischen eben und meine Erfahrungen an anderen Flüssen waren oft nicht besser. Man muss schon mit der Fischerei an sich seinen Spaß haben, sonst wird Lachsfischen hier und da zum Frusterlebnis. Aber ich bin zufrieden,
wie es war. Und es war, abgesehen vom dem neuen Getackle, eine günstige Sache.