Todgesagte leben länger
Heute, am Tag der Deutschen Einheit, mal wieder an die Küste. War in den letzten Monaten die Fliegenrute mein ständiger Begleiter, so hatte ich heute einen "Eisentrip" geplant. Aufgrund der Meldungen der letzten Tage, sollten unsere silbernen Freunde etwas weiter vom Ufer entfernt rauben. Kein Problem, wird halt mal wieder die Blechpeitsche entstaubt und zum Einsatz gebracht. Bei schönstem Oktoberwetter ging es auf die Insel, um einen schönen - am letzten Wochenende erwanderten - Strandabschnitt ausgiebig zu befischen. Gegen 13:00 Uhr am Wasser angekommen, wurde erstmal das Gerät klar gemacht und dann ab in die Watklamotten. Das ein etwa zwei Kilometer langer Fussmarsch auch im Oktober recht schweisstreibend sein kann, stellte ich nach etwa 500 Metern fest. Also raus aus der Watjacke und ab damit auf de Schulter. Endlich am angepeilten Abschnitt angekommen, bot sich ein traumhafter Anblick. Eine vollkommen unberührte Bucht, die förmlich nach Silber roch.
Also ab in die Fluten und den Snaps gen Horizont gefeuert. Nach wenigen Würfen hatte ich bereits einen ersten Biss, den ich allerdings nicht verwandeln konnte. Eine Stunde später wurde ich langsam unruhig. Also erstmal raus aus dem Wasser und zurück zum Rucksack. Stärkung war angesagt. Anschliessend ein Blick in die andere Richtung. Ich beschloss, diesen Weg - und somit auch die Unterwasserwelt - watend zu erschliessen.

Mittlerweile war die Sonne auf Ihrem Weg Richtung Westen ein ganzes Stück vorangekommen, als mich plötzlich ein heftiges Rucken am Ende der Leine aus meinen Tagträumen weckte. Rutenspitze krumm und "Bremsengesang"..........allerdings nach wenigen Sekunden.....und das war recht merkwürdig.....Kopfstösse Richtung Grund......da wird doch wohl nicht ? ...... Doch tatsächlich. Ein schöner Küstendorsch von 52 cm hatte meinen grün/gelben "Schnappi" genommen. Bestimmt ein Zufall, denn den letzten Küstendorsch vom Ufer hatte ich vor über einem Jahr...und dann heute bei strahlendem Sonnenschein ? Klarer Fall.....Selbstmörder.....eine viertel Stunde später dann ein Hammerbiss. Die Rollenbremse gab nach dem Anschlag mindestens 20 Meter Schnur in einem Rutsch frei. Juchu....Silber.....und sicher guuut.....Nach kurzer Zeit allerdings .......Unwilliges Kopfschütteln......zum Grund ziehen.....hmmmm??? etwas später landete der nächste Dorsch am Strand......56 Zentimeter.....nun gut......Weiter geht's .....zupp zupp..... Anschlag......geringe Gegenwehr, keine Kopfschläge....im Gegenteil....die Schnur zog urplötzlich nach "oben". Und da sprang sie auch schon......eine richtig dralle.... Enddreissigerin......wie gut das der Drilling mit nur eine Flunke direkt in der Oberlippe hing. Ich wanderte also ein Stückchen weiter und hoffte auf die Forelle mit mehr als Schonmass........Schnell eine Zigarette anstecken......Wurf, Bügel umlegen, kurbeln ..........ssssssssssttttt.....die Bremse sang Ihr Lied........herrliche Flucht...bestimmt zwanzig Meter.....wenn nicht mehr.........cool........doch dann......fest.....der Fisch bewegte sich keinen Meter mehr. Was'n nun los ?? Okay.....Hand auf die Spule, Rute hoch und mal sehen, was kommt.....Es kam wieder Leben in mein Gegenüber......noch eine Flucht....und dann .....Kopfschütteln.....5 Minuten später lag Dorsch Nummer drei am Strand....62 Zentimeter und vollgestopft mit Krebsen. Gibt's nicht ? Gibt's doch, auch wenn ich wirklich total überrascht war (bin ich eigentlich immer noch).

Strahlender Sonnenschein, relativ flaches Wasser (2-3 Meter) und so feine Dorsche. Das sich eine knapp 60er dann kurz vor dem Kescher noch verabschiedete, ist eigentlich nebensächlich. Gegen sechs kam noch ein Dorsch dazu, der mit knapp 55 cm ein gesundes Mittelmass hatte. Nun kam allerdings der Rückweg. Und das hatte ich vorher nicht bedacht. Eine so lange Strecke, mit etwa 5 Kilo Fisch am Arm....dat schlaucht......Ich konnte mir es dann allerdings nicht verkneifen, diesen Freund lauthals zu ärgern, indem ich Ihm meine Fische freudestrahlend unter den Schnabel rieb.

Irgendwann hatte er genug von meinem Gehabe und flog einfach davon.

Der heutige Tag war für mich mal wieder voller Überraschungen. Dorsche am hellichten Tag habe ich zuletzt.....ich weiss wirklich nicht mehr wann...vom Strand aus gefangen. Vielleicht ist es ja ein Zeichen, dass Todgesagte wirklich länger leben (zumal....die Fänge vom Bellyboat scheinen in letzter Zeit auch wieder besser zu sein).