10. März früh am Morgen, irgendwo an der Ostseeküste.

Fische sind da und man muss sie im Moment nur finden. Diesmal hatten wir unseren "Spürhund" Richard ausgeschickt uns zum Silber zu führen. Wie natürlich nicht anders zu erwarten war, stand Richard schon eine halbe Stunde vor uns im Wasser und begrüsste uns im Sonnenaufgang.

Also frisch ans Werk und die Müdigkeit aus den Knochen gefischt. Da mir heute nach Fliege war - was im weiteren Verlauf des Tages noch von Bedeutung werden sollte - liess ich die Anderen ein wenig wandern und suchte mir ein paar andere Stellen aus. Nachdem Mario einen frechen Nachläufer verzeichnete, stieg die Konzentration. Ein Anfasser auf meine Fliege, leider nicht richtig erwischt. Dann noch ein Stückchen weiter ein schöner Biss, bei dem der Fisch sofort an die Oberfläche kam. Geschätzte sehr gute 60cm hingen da am Band. Das aber auch wieder nur für einen kurzen Moment. Beim nächsten Wurf passierte es dann. Ein hässliches Knacken und die Fliegenrute war auf Schlag etwa fünf Zentimeter kürzer :-( Ein kurzer Anruf bei Heiko, ob ich - da er immer noch am Blech werfen war - seinen Fliegenstock benutzen dürfte. Kein Problem. Auch Heiko hatte zwischenzeitlich einen sehr guten Biss gehabt, den er allerdings nicht verwandeln konnte. Also weitergewedelt und noch eine Gräte entkommen lassen. Mario und Heiko hatten derweil ordentlich Strecke gemacht und waren schon einige hundert Meter von uns weg. Aus der Ferne sah' es nach einem Drill bei Mario aus. Und tatsächlich. Beim späteren Treffen am anderen Ende des Strandes konnten wir eine schöne Steelhead bewundern, die diesen Namen zu Recht trägt. Ein stahlblauer Rücken. Feiner Fisch.
Nun, da wir wieder auf einem "Haufen" fischten, wurde es fast ein wenig eng. Die begrenzte Reichweite der Fliegenrute trieb mich dann auch ganz schnell ein gutes Stückchen weiter weg. Wo soviel Blech im Wasser rumzischt, ist im Nahbereich wohl nicht mehr viel zu erwarten.
Trotzdem liess ich die Truppe nie so ganz aus den Augen. Als ich so etwa zweihundert Meter weiter war, kletterten Mario und Richard nacheinander aus dem Wasser. Während ich so vor mich hin wedelte, konnte ich aus den Augenwinkeln einen auf die Entfernung etwas hektisch wirkenden Heiko ausmachen. Hmmm......die Beiden am Strand waren ganz gelassen. Schien also nichts beunruhigendes zu sein. Allerdings....die Rute krumm, der Kescher nicht mehr auf dem Rücken. Oha.....da ging es zur Sache. Die Fliegenschur war eh' schon auf der Rolle, also mal langsam hinwaten und immer schön beobachten. Kescher in der Hand bei Heiko....Kescher wieder im Wasser.....Rute krumm..... und die Beiden am Strand merken immer noch nichts....Komisch.....So langsam war ich näher dran und konnte den zweiten Kescherversuch beobachten. Allerdings war der Fisch noch nicht reif. Und am Strand ? Keine Ahnung, was die da machen, den Drill beobachten jedenfalls nicht. Mittlerweile war ich fast am Ort des Geschehens und sah, wie Heiko einen sehr guten Fisch eintüten konnte. Mario und Richard waren inzwischen auch aufgewacht. Am Strand angekommen traute ich meinen Augen nicht. Ein wunderschönes Kraftpaket von Meerforelle. Ich konnte den Drill zwar beobachten, aber war doch zu weit, um schöne Bilder zu schiessen. Auf die Frage, warum Heiko nicht gepfiffen habe, erwiderte dieser nur: "Versuch mal mit vor Aufregung trockenem Mund einen Pfeifton rauszubringen. Dat war nur so'n Pfffft wie Luft aus einem Ventil". Der strahlende Fänger mit 4100 Gramm Übergewicht..........
Und wem hatte er diesen schönen Fisch zu verdanken....na klar....mir.....wieso ?? Kurz bevor ich nach Heikos Fliegenrute fragte, hatte sich dieser gedacht, den Tag mit entspanntem Wedeln fortzusetzen. Durch mein "Unglück" war er allerdings an die Spinnrute gefesselt - zum Glück ;-)