Alle Jahre wieder das gleiche Schauspiel - Zickenalarm an der Küste
Das es auf diesen Seiten dabei natürlich nicht um eine Eigenschaft geht, die man mitunter der holden Weiblichkeit zuspricht, sollte eigentlich jedem klar sein. Gemeint ist mit dieser Aussage das Beiss- oder besser gesagt Nichtbeissverhalten der Meeräschen. Drei Jahre “jage” ich dieser Spezies nun mittlerweile nach und bisher haben die “Multen” mich zum Wahnsinn getrieben. Wenn sie da waren, haben sie sich nur gesonnt, wenn sie gefressen haben, dann wurden meine Köder ignoriert. Meine Frau - die im übrigen einige dieser Bilder beigesteuert hat - sagte bezeichnender Weise, dass Sie mich niemals beim Fischen so unruhig gesehen hätte. Einfach total nervös, was angesichts kiloschwerer Fische direkt vor Einem wohl nur zu verständlich ist. Nun aber zum letzten Wochenende. Am 7. Juli kam eine SMS von Mario, dass es bei Ihm endlich gerappelt hat. Kurzer Anruf, Köder, wo, wann etc. und dann ab an die Küste. Der Strandabschnitt den ich ins Auge gefasst hatte, war leider aufgrund des guten Sommerwetters mit einigen - für meinen Geschmack zu vielen - Sonnenhungrigen belegt. Also weiter nach Staberhuk. Polbrille auf die Nase und immer am Spülsaum entlang. Da.....ein silbriger Körper blitzte kur auf. Aha....hier fressen sie also. Wir gingen ein paar Meter den Strand hinauf und das Getackle wurde aufgeklart. Zuerst wollte ich es mit Brot versuchen, da Mario diese Methode als äusserst effektiv angepriesen hatte. Doch nix da. Die “Zicken” zickten rum. Das eingeworfene Brot wurde von dem kleinen Schwarm gänzlich ignoriert. Nach etwa zwei Stunden wechselte ich - mal wieder völlig frustriert - auf Fliegenrute und grüne Algenfliege. Doch auch damit tat sich selbst bei direktem Anwerfen der Fische rein gar nichts. Gut ...... oder eben auch nicht..... total “angefressen” mache ich mit meiner Frau erstmal eine “Picknickpause”. Nach dem Essen schaute ich nochmal an der Stelle, wo mein restliches Brot auf dem Grund im Rythmus der Wellen hin und her schaukelte. Oha....... Die Meeräschen waren am Brot naschen....schnell die Spinnrute fertigmachen.....Scheisse...das ganze Brot hatte ich aus lauter Frust in den Fluten versenkt. Shit. Nun gut. Schnell eine “Brotfliege” ans Fliegenvorfach getüddelt und mit einem Rollwurf präsentiert. Es war zum Haare raufen. Dieser ausgefallene Köder sollte es dann eben sein......
Meine gute Brotflockenimitation wollte einfach nicht untergehen. Kurz am Kopf gekratzt......Ein Bleischrot musste her......direkt vor den Haken geklemmt und wieder die Schnur “ausgerollt. Nach etwa zehn Minuten schwimmt der erste Fisch auf den Köder zu.......und dreht wieder ab........ Ich auch fast !!!! Der nächste Fisch kommt näher, schlürft die Brotflocke neben dem Köder vom Grund......und schwimmt seelenruhig weiter. Die dritte Meeräsche packt zu !!! Dann rauscht es......da ich nur ca. 5 Meter Schnur plus Vorfach draussen habe, geht der Fisch sofort in die Bremse und ist im nu etwa 15-20 Meter weiter draussen am kämpfen. Gigantisch was dieser Fisch für Kräfte entwickelt. Nach zehn spektakulären Minuten kann ich den Drill für mich entscheiden. 70 cm Muskelpaket mit fast vier Kilo auf den Gräten. Der Knoten ist endlich geplatzt. Und dann gleich mit so einem Traumfisch.
Nach so einem guten Einstieg sollte der Knoten wirklich geplatzt sein. Am Samstag ging es dann - trotz etwas schlechterer Bedingungen - wieder auf die Insel. Diesmal Katharinenhof. Am Parkplatz stand Marios Auto. Aha....den hat’s also auch richtig gepackt...... Leider liessen sich vor dem Riff keine Fische blicken und so suchten wir uns erstmal einen Platz, den ich für vielversprechend hielt. Nach einer Weile kam Mario anmarschiert. Er hatte die Ecke ziemlich weit rechts vom Riff beharkt und Erfolg gehabt. 63 cm ..... Schöner Fisch.
Wir haben dann noch gemütlich geplauscht und die Blicke dabei über’s Wasser schweifen lassen. Kein Strudel, kein verräterisches Aufblitzen. Komisch eigentlich.....
Mario machte sich dann auf den Heimweg. Nachdem ich die ersten Fische entdeckt hatte, versuchte ich mein Gück mit der Fliege.
Da ich nicht endeckt werden wollte, ging ich bei den weiteren Aktionen lieber in die Hocke und wartete auf den Biss. Doch auch heute war mehr Ignoranz als Interesse bei den Meeräschen an der Tagesordnung.
Dennoch konnte ich eine “Zicke” zum Zupacken “überreden”. Die Bilder des Drills hat meine Frau super eingefangen. Kurz nach dem Biss auf dreggende Brotflocke.
Nach ca. 5 Minuten hatte sich schon reichlich abgemähtes Kraut in der Schnur verfangen.
Kurz vor der Landung......

..was ich allerdings nicht bedacht hatte, war die unbändige Kraft, gepaart mit einem ebenso starken Drang nach Freiheit. Der Haken brach kurz nach diesem Bild leider und der Fisch entkam. Darf also weiterzicken.

Auf der Rückfahrt konnte meine Frau den traumhaften Sonnenuntergang noch ablichten und die Entscheidung am Sonntag wieder ans Wasser zu fahren war auch gefallen.
Sonntag nachmittag der nächste Versuch. Da der Wind gedreht hatte musste heute eine dritte Stelle gefunden werden. Die Auswahl an Stränden ist ja aber so gross, dass uns das nicht schwer fiel. Dazendorf soll auch eine gute Ecke sein. Mario war nach der Arbeit ein Stückchen weiter an Fehmarn dran, konnte aber nichts nennenswertes vermelden. Am Strand angekommen, kamen mir zuerst zwei Fliegefischer entgegen. Beide hatte jeweils eine schöne Meeräsche mit “Algenfliege” überlisten können. Nach einem kurzen Petri und Smalltalk, setzten wir unseren Weg Richtung Riff fort. Den Blick durch die Polbrille immer auf’s Wasser gerichtet, was mich zweimal zum Stolpern brachte......Endlich hatte ich wieder dieses Blinken im Wasser ausgemacht. Fliegenrute angesetzt und die “Alge” geschwungen. Kurz gesagt......zum Wahnsinnig werden. Die Fische im Uferbereich sahen so aus, als wenn sie die Fliege beschnupperten. Nur beissen wollten sie nicht so recht. Ein “Zicklein” erbarmte sich dann aber doch und schnappte zu. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt schon so zappelig, dass ich den Biss prompt verschlug. Okay......alte Methode..... Brotfliege ran....Aber so richtig ging auch das nicht. Der Köder wurde angeschwommen, auch mal kurz angestuppst, aber mehr war nicht. Da mir für den Grillabend aber noch eine Multe fehlte, sattelte ich kurz entschlossen auf Marios Methode um (die Fliegenpuristen mögen es mir verzeihen). Wasserkugel, Brotflocke und rumms. Nach drei Minuten hatte ich meinen Drill. 62 cm und etwas über drei Kilo. Na denn :-)
Nach dem Rummel, den dieser Fisch veranstaltet hatte, wartete ich noch etwa eineinhalb Stunden, aber kein weiterer Schwarm liess sich blicken. Vielleicht lag es aber auch an dem kurzzeitigem Regenguss, oder dem aufkommendem Wind. Keine Ahnung. Der schöne wolkenverhangene Himmel musste dann als Abschlussbild herhalten.

Das letzte Wochenende hat mir gezeigt, dass die Meeräschen wahre Zicken sind, aber dennoch nicht wirklich unfangbar. Ein paar Tage Urlaub bleiben mir nun noch und sobald mein häuslicher Wasserschaden ganz beseitigt ist, werde ich wieder angreifen.

Die “Zicken” haben mich nun zur Gänze gefangen.

Nachtrag vom 10. Juli abends.........

Heute kam es dann so, wie ich es fast erwartet hatte. Da Mario auf der Insel arbeitet, bietet sich nach Feierabend für Ihn immer nochmal eine Möglichkeit schnell irgendwo ans Wasser zu fahren. Das hat Ihm heute dann diese schöner 63er beschert. So schnell geht das mit der “Zickeninfektion”. Einmal das Adrenalin im Drill gespürt und schon süchtig. Dazu kommt noch, dass dieser Fisch wirklich ausgezeichnet schmeckt. Und mir fällt gerade ein, dass ich noch Nachschub an leckerem Fisch für den nächsten Grillabend brauche ;)

Hier die Ansicht des Meeräschenmauls. Gut zu erkennen die dicke Oberlippe mit der “Raspel” zum Abweiden von Steinen und Pfählen. Der Maulbereich ist extrem hart, weshalb nur wirklich scharfe Haken verwendet werden sollten. Auch darf der Anhieb gerne etwas kräftiger ausfallen. Und im Drill schlitzt eine Meeräsche längst nicht so schnell aus wie eine Forelle. Und das bei soviel Power..........
So, nun werde ich meinen nächsten Törn vorbereiten. Ein paar neue Brotfliegen binden (die Technik muss ich unbedingt noch verfeinern, damit die Fliege nicht nach einer Stunde anfängt auf dem Haken in Richtung Spitze zu rutschen), ein oder zwei Algenfliegen und vielleicht auch noch etwas ganz neues.