Meerforellen in der Nacht
Ich hatte es noch nie versucht…..Im Herbst bei Wind und Wetter, im Frühling bei Sturm und Schneeschauern….aber im Hochsommer ?? 16 Grad Wassertemperatur ??? Die Luft so mild ..?? Irgendwie konnte ich den ganzen "Spezialisten" das nicht glauben!!! Trotzdem machte ich mich an diesem Juliwochenende auf, um es einmal in dunkelster Nacht auf Meerforelle zu versuchen. Schwarze Wobbler und Blinker (Herrn Edding sei Dank) im Gepäck, sowie eine Sbirullino-Rute (eigentlich eine alte Spinnrute) mit diversen schwarzen Streamern dazu……Mein Freund Dirk hatte sofort zugesagt, zumal wir in letzter Zeit doch sehr selten gemeinsam am Wasser waren. Dazendorf sollte unser Ziel sein. Die Bedingungen alles Andere als meerforellentauglich, so zumindest meine Meinung. Ablandiger Wind, kaum zu spüren, eigentlich eine Nacht, um auf einem Binnensee den Aalen nachzustellen. Wie gesagt, allzu große Hoffnungen machte ich mir nicht - wie soll denn ein Fisch, der so sehr auf seine Augen baut, in dunkler Nacht die Köder finden?? Na ja, probieren konnte ja nicht schaden. In der Dämmerung dieses Abends fanden, wie so oft, auch "nur" die Dorsche Interesse an meinem Wobbler. Hatte ich es doch gewusst. Wie sollte es auch anders sein. So gegen 00:30 Uhr war dann auch erstmal Pause angesagt. Eine Zigarette und ein gemütliches Bier.
Dabei beobachtete ich dann in aller Ruhe die Wasseroberfläche. Waren da nicht ein paar kleine Ringe zu sehen?? Nein, sicher nicht. Irgendwie konnte ich das auch nicht glauben. Trotzdem montierte ich die zweite Rute. Drei Meter Vorfach sollte eigentlich genug sein. Ans Ende band ich einen - nein, keinen schwarzen Streamer, sondern einen hellgrünen Marke Eigenbau. Dann watete ich ins Wasser. Mehr als Knietief musste nicht sein, dachte ich mir. Die ersten Würfe waren gar nicht so einfach, da ich mit dieser Art der Angelei noch nicht so vertraut war, aber nach und nach funktionierte es dann doch immer besser. Nach etlichen Würfen, als meine Konzentration schon am Nachlassen war, ein zarter Zupfer am anderen Ende. Ich quittierte sofort mit einem Anhieb. Danach war nichts mehr wie vorher!!!!!
Ich hatte das Gefühl, dass dort ein Unterwasser-D-Zug am Haken hing. Unbeirrt zog ein Fisch seine Bahn Richtung tieferes Wasser. Meine Güte, was musste das für ein Dorsch sein ??? Doch urplötzlich ging der Tanz dann los. Wildes schütteln, und irgendwo in der Dunkelheit ein mächtiges Platschen. Springdorsche ??? So etwas gibt es doch gar nicht dachte ich nur……Es dauerte ca. zehn Minuten, bis ich den Fisch etwas dichter an mich heranbringen konnte. In der Zwischenzeit war auch Dirk herbeigeeilt, um mich vom Land aus mit aufmunternden Worten zu Unterstützen.
Allerdings wurden wir Beide so langsam ungeduldig. Ich musste mich dazu zwingen, den Drill nicht zu sehr zu forcieren, denn da hing etwas Außergewöhnliches am Haken. Nach fünfzehn Minuten dann konnte ich zum ersten Mal erahnen, welche Größe dieser Fisch haben könnte. Im fahlen Gegenlicht des Mondes sprang er erneut. Mir stockte der Atem.
Das war ein Fisch. Nun wurde ich noch vorsichtiger….So langsam ging meinem Gegenüber die Puste aus und ich wollte mich zur Landung bereitmachen. Nur wie sollte ich diesen Fisch landen. Stockdunkle Nacht, ein überlanges Vorfach an der Rute. Nein!! Dirk musste helfen. Stranden kam für mich nach kurzem Überlegen nicht in Frage, denn die Gefahr den Fisch dabei zu verlieren war einfach zu groß. Dirk kam mit seinem Kescher ins Wasser. Noch einmal bäumte der Fisch sich auf und startete eine letzte Flucht.
Dann traute ich mich meine Kopflampe einzuschalten. Heftiges Schlucken und ein Herzschlag, der nicht weit vom Infarkt entfernt war, waren das Resultat. Dirk fragte nur, wie er denn diese Forelle in den Kescher bekommen sollte. Er schaffte es und unser Freudengeschrei hat man wohl kilometerweit vernehmen können.
War das ein Fisch, oder ein kleiner Seehund??
Am Strand dann die Klarheit. Ich hatte die größte Forelle erlegt, die ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. So etwas kannte ich bisher nur aus Berichten in einschlägigen Magazinen.
Ich war Stolz und zitterte am ganzen Körper. Die Länge lag exakt bei 83 cm. Das Gewicht bei 7 Kilogramm (zu Hause digital gewogen dann 7240 Gramm). Ich war happy und total am Ende. Klasse !!!!
Das Weiterangeln danach war eigentlich nur noch zur Beruhigung. Obwohl viele Fische nach der Fliege stiegen und zum Teil sogar den Sbirulino attackierten. Das ich dann gegen halb Drei noch eine fette 46er fing, war dann auch nur noch Nebensache, denn der Fisch dieser Nacht hatte mich schon überzeugt!! Ich werde wiederkommen und mir die Nacht um die Ohren schlagen. Meerforellen im Sommer ist tatsächlich ein Erlebnis!!